Bericht der Thüringer Allgemeinen vom 28. August 2023 von Sabine Spitzer
Frank Baumgarten (2. von links) und Christopher Kaufmann (Mitte) konnten jetzt eine Delegation aus Taiwan in Sundhausen begrüßen. Foto: Sabine Spitzer.
Sundhausen. Eine Delegation aus Taiwan hat sich über die Gesundheitskioske im Unstrut-Hainich-Kreis und ihr Konzept informiert. Das ist der Grund.
Auf internationales Interesse sind die Gesundheitskioske im Landkreis gestoßen. Beamte aus der taiwanischen Stadt Kaohsiung waren jetzt in Sundhausen, um sich zu informieren. Das machte Frank Baumgarten und Christopher Kaufmann von der Stiftung Landleben sehr stolz. Sie erklärte auch der Delegation nochmals deutlich: „Wir sind überzeugt von der Idee, die weitergetragen werden muss.“
Fünf Orte schlossen sich zur Seltenrain-Region zusammen
Die 40-köpfige Delegation aus Taiwan ist derzeit 14 Tage lang in Deutschland und besucht Projekte der Internationalen Bauausstellung (Iba). „Kaohsiung ähnelt dem Unstrut-Hainich-Kreis“, sagte Professor Tseng Tse-Fong. Denn es gibt neben den Städten dort auch viele Dörfer. Sogar die Probleme seien ähnlich. Denn auch in Taiwan fehlt es im ländlichen Bereich an Infrastruktur, der außerdem mit Leerstand zu kämpfen hat. „Wir suchen Lösungen“, informierte der Professor über den Grund der Reise.
Baumgarten und Kaufmann berichteten von den Anfängen der Stiftung Landleben, die 2011 gegründet wurde. Das Ziel: Die Dörfer vor dem Aussterben zu retten. Die Stiftung begann damit, Wohnraum für Senioren zu schaffen, damit sie in gewohnter Umgebung alt werden können. „Wir haben gemerkt, es geht auch um die medizinische Grundversorgung und die Daseinsvorsorge insgesamt“, verwiesen sie auf die sogenannte „Sofa-Sudie“.
Die Gesundheitskioske, die ein Pilotprojekt sind, entstanden mit Unterstützung der Iba. Der erste wurde im November 2022 in Urleben eröffnet. Inzwischen gibt es weitere Kioske in Kirchheilingen, Blankenburg und Bruchstedt. Und in Sundhausen wurde der alte Konsum zum Landzentrum ausgebaut. Die fünf Orte beschlossen dabei eine Kooperation, sie bilden zusammen die Region Seltenrain, zu der rund 13.000 Menschen gehören.
Statt Menschen werden Daten in den Kiosken transferiert
Die Gesundheitskioske sollen die Medizin zu den Menschen bringen. Statt Personen werden Daten transferiert. Neben dem Agathe-Projekt, das in den Kiosken angesiedelt ist und die Funktion der früheren Gemeindeschwestern übernimmt, zieht Schritt für Schritt Telemedizin ein. Gestartet wurde mit der neurologischen Vorsorge und Früherkennung in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Jena. „Die Menschen bauen vor dem Bildschirm schnell Vertrauen auf“, berichtete Kaufmann über den Erfolg.
Baumgarten gab der Delegation einen Rat: „Man darf nicht den Fehler machen und einfach etwas überzustülpen. Es kann nur langsam wachsen.“ Denn die Idee zur Absicherung der Daseinsvorsorge hat inzwischen Kreise gezogen. Fast 20 Dörfer machen mit. Er und Kaufmann machten deutlich, die Ärzte auf den Dörfern müssten nichts befürchten: „Wir nehmen ihnen nichts weg.“ Es gehe nur darum, das Leben auf dem Land zu erleichtern und attraktiv zu machen.
Die Delegation zeigte sich beeindruckt und zog schon ein Fazit daraus: „Es ist wichtig, ein Netzwerk zu bilden. Im Alleingang kann ein Dorf nicht überleben.“ Professor Tseng Tse-Fong kündigte schon den nächsten Besuch an. Im April will eine weitere Delegation aus dem Inselstaat kommen.